Gestern schauten viele von uns – so vermute ich mal – viele von uns ganz schön dumm aus der Wäsche. Kein Nicht-Wetterfrosch wird auf seiner Bingo-Karte für 2025 gehabt haben, dass wir direkt nach dem Februar mit 17°C am Tag konfrontiert werden.
Da habe ich mir nicht nehmen lassen, mich nach einer Runde Musizieren in Garbsen gleich mal in Richtung Ortsrand zu bewegen. Denn der Ort hat eine Schöne Grenze zum offenen Umland gen Norden. Ich habe in der Region Hannover schon mal das Problem gehabt, dass ich den vermaledeiten Nordstern einfach nicht mehr gesehen hab – Lichtverschmutzung sei dank.
In Anbetracht meines Trips zum Steinhuder Meer vor nicht allzu langer Zeit (-10°C!, ersmtal wieder das Lenkrad auf dem Rückweg spüren können dank kalter Finger) und dem Zeugnisferien-Trip nach Blankenburg (Eis am Stativ war auch eher so suboptimal) war das ja mal eine Abwechslung.
Foto aufgenommen in Garbsen, Blick gen Norden. 10 x 15s @ ISO 400, 16mm, f/2. Aufgenommen mit einem RF Sigma DC DN 16mm/1.4 an einer Canon EOS R7. Stacking mit Sequator, Editing mit Lightroom/Photoshop.
Aber seit einiger Zeit war jetzt endlich mal wieder der Himmel frei. Endlich! Ich musste aber leider feststellen: So ganz ohne Lichverschmutzung kommt man hier in der Metropolregion nicht davon. Schade! Aber die zwei Foto-Zusammenstellungen haben ganz gut geklappt.
Foto aufgenommen in Garbsen, Blick gen Norden. 10 x 15s @ ISO 400, 16mm, f/2. Aufgenommen mit einem RF Sigma DC DN 16mm/1.4 an einer Canon EOS R7. Stacking mit Sequator, Editing mit Lightroom/Photoshop.
Leider ärgert mich in letzter Zeit das Tool Sequator doch etwas. Für Fotos der Sterne macht sich eigentlich das “Stacken” sehr gut. Man nimmt mehrere Fotos des selben Sternenhimmels auf und fertigt quasi ein Mittel der Bilder an. Damit kann man die Empfindlichkeit der Kamera hochschrauben und im Nachinein das Rauschen “rausmitteln”, da dieses ja zufällig verteilt ist.
Sequator kann eigentlich zwischen Vorder- und Hintergrund unterscheiden. Und da ich meine Kamera rotieren lassen (zum Ausgleich der Himmelsdrehung um den Polarstern), ist das auch zwingend nötig. Denn jetzt sind zwar die Sterne sauber an der selben Stelle. Aber das gilt nicht mehr für den Vordergrund/Horizont. Das ganze sieht dann so aus, als wären die Sterne fest aber die Erde bebt. Irgendwas mach ich da noch falsch, aber mittels Photoshop und Lightroom kann ich das auch händisch regeln. Denn sonst sähe das ganze so aus:
Der Boden verzogen, aber die Sterne schön: So sieht es aus, wenn die Kamera “mit den Sternen mitfährt”, aber der Boden sich dann natürlich auch mitdrehen will. Eigentlich sollte Sequator das hinbekommen. Warum das noch nicht klappt, gilt herauszufinden. Grausig ists schon.
Die Tage davor hab ich Abends nicht die Zeit gehabt, raus zu fahren. Der Himmel wurde zwar immer klarer, aber wo keine Zeit ist, ist keine Zeit. Am Samstag hab ich nur mal schnell aus dem Innenhof heraus fotografiert:
Foto aus dem Innenhof heraus. Den Baum habe ich durch unsere Innenhof-Lampe beleuchtet bekommen. 10 x 10s @ ISO 640, 16mm/1.4. Aufgenommen mit einem RF Sigma DC DN 16mm/1.4 an einer Canon EOS R7. Stacking mit Sequator, Editing mit Lightroom/Photoshop.
Ich hab durch das Licht in der Innenstadt nicht zu viel Erwartet. War dann doch überrascht, wie okay man die Sterne sehen konnte, wenn man in Richtung Maschsee fotografiert. In der Gegend ist nicht so viel Lichtverschmutzung, als wenn man gnadenlos in Richtung Norden gen Innenstadt schaut. Schade, dass man aber vom Innehof aus nicht Einnorden kann. Aber ich vermute mal stark, dass dort eh der Nordstern Polaris eh nicht zu sehen sein wäre…
Foto aus dem Innenhof heraus. 10 x 10s @ ISO 640, 16mm/1.4. Aufgenommen mit einem RF Sigma DC DN 16mm/1.4 an einer Canon EOS R7. Stacking mit Sequator, Editing mit Lightroom/Photoshop.
Ich hatte echt mit mir gehadert, ob ich mich der Kälte aussetzen sollte. Aber am Ende war ich ganz froh, mal wieder in der Region dem Nachthimmel gewidmet zu haben. Meine letzten Foto-Abende sind schon etwas her, und waren an zwei Urlaube gekoppelt (einmal in Sachsen-Anhalt, einmal in der Eifel). Es juckte also sehr in den Fingern. Also machte ich mich nach Feierabend auf den Weg zu einem Spot am Steinhuder Meer. Das Südufer ist schnell mit dem Auto erreicht und ich war in der Nähe schon mal unterwegs. Ein kleiner Platz am Wasser mit einem Parkplatz wenige Meter entfernt. Im Sommer könnte man sich sogar auf (dann hoffentlich wärmere) Bänke setzen. Freier Blick nach Norden. Einen Test war es wert.
Es war aber auch praktischer Neugier geschuldet, dass ich unbedingt los wollte. In Blankenburg hatte sich mein Sternen-Tracker (auch als Nachführung bekannt) als ganz solide erwiesen. Dies sind Geräte, die zwischen Kamera und Stativ gebaut werden, um die Drehung der Erde auszugleichen. Und mit dem Ding bin ich noch nicht zu 100% eingespielt.
Die Sterne drehen sich am Himmel um den Nordstern herum. Beziehungsweise um einen Punkt direkt daneben, aber das ist genau genug. Der Star-Tracker dreht sich also mit dem Himmel mit und man kann die Fotos länger schießen. Das bedeutet mehr Licht, weniger Rauschen und damit bessere und spannendere Bilder. Auch, wenn dann natürlich die Lichtverschmutzung amtlich präsent wird. Hätte man keinen Star-Tracker werden auf dem Bild die Sterne zu länglichen Schlieren.
Was hatte ich also für ein Problem mit meiner Nachführung? Die Technik ist in Ordnung, aber meine Augen nicht! Damit der Tracker seine Arbeit leisten kann, muss man ihn (relativ) genau auf den Nordstern Polaris richten. Das läuft über ein kleines Plastik-Röhrchen, durch das man schaut. Wie ein Zielfernrohr. Dieser “Pol-Sucher” muss also durchblickt werden. Gefällt mir, da einfach und schnell.
Hätte ich keine Brille.
Aufgrund meiner Kurzsichtigkeit muss ich zum Sehen des Nordsterns die Brille aufbehalten. Das Zielfernröhrchen ist also wie, wenn man durch einen Kugelschreiber guckt: Echt dünn. Dazu kommt, dass Polaris nicht der hellste Stern ist. Damit verschmiert unser Nordstern in dem sowieso eher kleinen Röhrchen zu einem kaum sehbaren Flackern. Wenn ich überhaupt sicher bin, ob das Ding überhaupt im Rohr ist.
Das ganze hatte mich in Blankenburg amtlich frustiert. Und ich wolle das gerne ein weiteres Mal testen. Man kann einen Polsucher mit Sehstärke nachkaufen, aber ich fand das Röhrchen eigentlich ganz in Ordnung sonst. Und wie man vielleicht an meiner Stimmung in den Absätzen oben raten kann: Es war wieder etwas nervig. Ich überlege also, den besseren Polsucher nachzukaufen. Mal schauen, wie ich das löse.
Na gut, kommen wir zu den Bildern!
Ich hatte versucht, Richtung Norden die Milchstraße über Steinhude zu fotografieren. Sie ist in einem Bild ganz gut herausstellbar gewesen. Aber die Einflugschneise des Flughafens Hannoer-Langenhagen und des Luftwaffen-Fliegerhorstes Wunstorf waren eher störend. Aber ein Schnappschuss hat mir mit dem Licht aus einem Flugzeug irgendwie doch gefallen:
Steinhuder Meer, ein Flugzeug wollte unbedingt mit aufs Foto
Ein anderes Bild hat die Milchstraße zwar erwischt. Aber in dem selben Bild hab ich die Lichtverschmutzung nicht raus arbeiten können, ohne dass es künstlicher aussieht, als es sowieso schon war:
Hätte nicht gedacht, dass Steinhude so ordentlich leuchtet
Meine zweite Serie aus Bildern (man legt die Bilder dann auf smarte Art und Weise übereinander) war wenig gezielt einfach in die Richtung der Milchstraße + Andromeda. Da haben mich sehr stark die Satelliten von SpaceX & co genervt. Aber den Verlauf der Milchstraße fand ich trotzdem ganz gut!
Andromeda kommt echt gut zur Geltung!
Ich hatte danach mal versucht, in die Süd-Richtung zu fotografieren. Da fand ich irgendwie keinen schönen Bildausschnitt. Daher entschied ich mich, mein Zoom-Objektiv auf die Plejaden zu richten. Die habe ich in dem eher dunklen Objektiv aber gar nicht finden können. Also richtete ich das Ding auf das einzige Objekt, das hell genug in der Richtung war: Jupiter.
Unser entfernter Nachbar ist hell, aber mit etwas Einstellungen ging das dann. Ich habe aber nur einen guten Schnappschuss hin bekommen. Je mehr man heran zoomt, desto mehr stören Wind und mein doch sehr wackeliges Stativ. Mein Star-Tracker ist auch eigentlich mehr für Landschaften geeignet. Denn mein Zoom-Objektiv ist relativ massig und lang, was die Nachführung mehr Präzision und Stabilität abverlangt.
Aber der Schnappschuss gefiel mir doch ganz gut, denn da waren zwei kleine Anhängsel zu sehen an Jupiter: Zwei seiner Monde zeigten sich in all ihrer Verwackelten Schöheit:
Klar, es ist verwackelt. Aber Monde sind schon cool!
Jetzt verbleibt die Frage, was ich aus dieser Foto-Session mitnehme – ausser Fotos:
Es war echt kalt. Jacke, Pulli, Stiefel und ein Wärmegürtel aus der Drogerie helfen nicht, wenn über die Fingerlosen Handschuhe und das herumstehen doch die Kälte ordentlich reinzieht. Da hilft auch meine große Fake-Russen-Mütze nicht. Obwohl der alberne Look mir gefällt. Eine Temperatur von -6°C ist aber auch schon sehr kühl fürs Fotografieren. Ich bin jedoch nicht bereit, mir jetzt für solche Aktionen extra dicke Klamotten zu besorgen. Dann müssen mehr Schichten aus Kleidung her.
Pol-Suchen muss besser laufen, das ganze frustiert etwas. Vielleicht ist der Nordstern aber nur deswegen schlecht sichtbar, weil die Lichtverschmutzung hier in der Region Hannover echt amtlich ist.
Die Verbindung Kamera-Tracker-Stativ ist hart wackelig. Das gefällt mir so gar nicht.
Insgesam bin ich aber sehr froh über den Abend. Es schlägt auf jeden Fall das faule Sitzen auf der Couch. Ich traf vor Ort auch auf andere Leute, aber dazu in einem separaten Post mehr. Wie ich mit dem wackeligen Aufbau und der Ein-Nordung mittels Polsucher umgehe, muss ich schauen.
Milchstraße und Andromeda-Galaxie über dem Regenstein, Sachsen-Anhalt
Mir kommt es schon etwas schräg vor, in Zeiten von schnelllebigen und videolastigen Social Media noch einen klassischen Blog aufzusetzen.
Für meine Musik ist es vermutlich auch technisch besser, Zeug auf Social Media zu schubsen. Aber gerade jetzt, wo ich das Fotografieren wieder für mich entdeckt habe, kann man mit Fotos wenig auf Instagram oder Facebook netzwerken. Instagram (und Tik Tik sowieso) favorisiert mit seinem Algorithmus eher bewegte Bilder und Facebook besteht gefühlt nur noch aus Bots oder Gruppen mit eher wechselhaften Dynamiken.
Suche ich nach Bildern, da werde ich auf Reddit immer fündig. Posten kann man da auch in Erwartung an Rückmeldung (abhängig vom jeweiligen Subreddit). Aber am Ende des Tages bleibt ein Reddit-Thread nur eine Kommentarspalte unter einem Post.
Input bekommt man also über Reddit und Social Media mehr als genug. Aber Austausch fand ich überraschend viel über klassische Messaging Boards. Gerade die Foto und Astro Communities scheinen diese alten Kanäle noch gut zu nutzen.
Dass man in Foren auch Medien teilen kann funktioniert auch tadellos. Diskussion funktioniert und irgendwie wirkt alles sehr entschleunigt. Daß ich kein Fan von Endless Scrolling bin kommt noch dazu. Warum nicht auch auf den Webspace, der noch relativ ungenutzt herum schimmelt, eine Instanz von WordPress installieren? Gerade für Fotos und kleine Berichte scheint es mir ein klasse Format zu sein. Etwas, dass man verlinken und kuratieren kann.
Ich glaube, gerade in beschleunigten Zeiten kann man ruhig etwas Platz im Internet abzwacken, gerade wenn man noch den Webspace und die Domain noch herum liegen hat.
Was will ich also hier rein packen? Mal schauen, aber vermutlich Fotos von Sternen und Tieren, dazu sollte ab und zu auch mal etwas Musik kommen.